Für den bis dahin heißesten Tag des Jahres hatte der Förderverein Kirchenmusik an St. Nicolai und St. Joseph zu seiner nun schon vierten Ausgabe des musikalisch-kulturellen Ausflugs durch den Pastoralen Raum geladen. Das Konzept der Veranstaltung in Bewegung, bei der die Vielfalt der Kirchenmusik und die Besonderheiten der Gottesdienstorte und ihrer näheren Umgebungen im Mittelpunkt standen, ging wieder voll auf.
Die Teilnehmenden lernten von Pater Radina, dass sie auf dem Lipperbruch starteten. Krieg und Vertreibung hatten den Ort geprägt den Ausgangspunkt für das Gemeindeleben gesetzt. Hildegard Borgelt lud mit Harfenklängen von Barock über Klassik bis zur Moderne zum Träumen in der angenehm kühlen Kirche ein.
Mit der Kapelle von Gut Menzelsfelde bekamen die Musiktouristen dann einen sonst verborgenen Gottesdienstort zu sehen, den Hausherr Peter Cosack vorstellte. Die Kapellenfenster hatte die Familie beim Umbau des Turmes von St. Nicolai vor der Entsorgung gerettet. Musikalisch gaben die Josephsaiten alles, trotzten der Hitze und füllten unter anderem mit einem dreistimmigen Kanon aus rund 70 Kehlen das Wohnzimmer des Hausherrn.
Ein Deja Vu wartete dann bei der dritten Station: Erneut war es Pater Radina, der es in rund zehn Minuten schaffte, den Bogen von der Gründung seines Ordens Ende des 16. Jahrhunderts über das Weissenburger Pils bis zum Weg der Vinzentiner nach Lippstadt zu spannen. Musikalisch verzauberte der Akkordeonvirtuose Andreas Hermeyer. Sein Ave Maria von Piazzolla stieg wegen seiner Leichtigkeit nicht nur zum Himmel, sondern drang auch tief in die Herzen der Zuhörenden ein. Unglaublich, dass die Josephsaiten das mit einem Bekenntnis von Udo Jürgens zu Frieden und Versöhnung emotional noch steigern konnten.
Den stimmgewaltigen Abschluss bildete in St. Joseph der Chor Cantate Domino unter der Leitung von Harduin Boeven. In drei Sprachen und mit ganz präzisen Wechseln in der Dynamik zeigte der Chor, wie sehr Gesang zur Orgel, also das Kernfach der Kirchenmusik, die Seele berühren kann. Zuvor hatte Meinhard Pradel die Gesichte der Siedlung im Lippstädter Süden und seine mit ehrlicher Arbeit errichtete Kirchen so erzählt, dass man den katholischen Arbeiter einfach liebhaben muss.
Nicht erst beim anschließenden Abendessen in der Schankhausdiva waren sich alle einig: In weniger als einem Jahr, nämlich am 13. Juni 2026, wird mit der fünften Ausgabe von Katholisch unterwegs Jubiläum gefeiert!