Eine Zeitreise in die Geschichte der Speith-Orgel zu Lipperode, St. Michael

Johannes Speith (1867-1944) verbaute das um die Jahrhundertwende modernere pneumatische Kegelladensystem, bei dem die Ventile über kleine Lederbälgchen angesteuert wurden.
Da es in diesen Jahren noch keine gleichmäßige Stromversorgung in den Städten und Gemeinden gab, wurde neben einem Gebläsemotor eine Balgschöpfanlage für die Versorgung des Doppelfaltenbalges installiert, die über einen Fußhebel zu bedienen war.

Skizze zur pneumatischen Steuerung des Orgelwerkes von 1929

Die Weltwirtschaftskrise 1929-32
Im Winter 1929/30 geriet Deutschland in den Strudel der sich aus dem Zusammenbruch der New Yorker Börse im Oktober 1929 entwickelnden Weltwirtschaftskrise.
Der Kapitalstrom nach Deutschland versiegte, als die für die deutsche Wirtschaft so dringend benötigten ausländischen Kredite abgezogen wurden.
In den USA und in Europa setzte sich zunehmend nationaler Protektionismus durch, das Welthandelsvolumen fiel von 1929 bis zum Tiefpunkt der Rezession 1932 um 25 Prozent.
Der deutsche Warenexport sank in demselben Zeitraum von 13,5 auf 5,7 Milliarden Reichsmark, da der Außenhandel ebenso rapide zurück ging wie die Industrieproduktion des Deutschen Reichs, die um ca. 40 Prozent fiel.
Firmenzusammenbrüche, Bankenschließungen und Massenarbeitslosigkeit waren die Folgen der Weltwirtschaftskrise.
Zwischen September 1929 und Anfang 1933 stieg die Zahl der Erwerbslosen in Deutschland von 1,3 auf über sechs Millionen. Das Realeinkommen sank um ein Drittel, Armut und Kriminalität nahmen sprunghaft zu. Massenverelendung kennzeichnete in der Wirtschaftskrise das Alltagsleben breiter Bevölkerungsschichten.

Der Orgelbau kam fast völlig zum Erliegen. In den Geschäftsbriefen aus diesen Jahren haben wir von dem harten Überlebenskampf unserer Firma erfahren.
So etwa aus dem Brief an das Reichskulturministerium, doch auch etwas zur Verbesserung hinsicht der mangelnden Auftragslage zu unternehmen.
„ Als Vater von sieben Kindern, weiß ich nicht, wie ich Diese durchbringen soll!“ schrieb Johannes Speith.
Wären die guten Verbindungen zum damals ansässigen Franziskanerkloster in Rietberg nicht gewesen, gebe es uns wohl nicht mehr. So konnten immerhin Orgeln nach Brasilien in die Städte Amparo, Curitiba, Apericida und Florianopolis geliefert werden.

– die Zollpapiere wurden mit westfälischem Speck bezahlt!-

Kurzhistorie

1848 Bernhard Speith ( 1822-1905) gründet die Orgelbauwerkstatt in Rietberg.
1905 Der Sohn Johannes Speith (1867-1944) führte den Betrieb durch den I. Weltkrieg weiter. Er führte den Wechsel von mechanischen Schleifladenorgeln auf die damals moderneren pneumatischen Kegelladen durch. Zwischen den Kriegsjahren wurden  unter seiner Leitung 5 Orgeln in Brasilien gebaut.
1936 Seine Söhne Rudolf (* 1907- 2002 ) und Albert (1905-1953) leiteten die Firma nach Ihrer Meisterprüfung 1936 erst gemeinsam weiter. Während des IIten Weltkrieges obliegt die Führung der Firma alleinig bei Albert Speith, der 1953 während des Aufbaus einer Orgel in Avenwedde erkrankte und starb.
1954 Günther Müller wird Nachfolger von Albert Speith. Erst als Inonateur arbeitend, führt er ab 1962 die Rückkehr zur Schleiflade und des Vollgehäuses wieder ein.
1978 Rudolf Speith übergibt den Betrieb an seinen langjährigen Mitarbeiter Günther Müller(*1928). Es folgen weitere Neubauten im Inland und der Export wird weiter ausgebaut
1988 Ralf, der Sohn von Günther Müller wird Orgelbaumeister.
1996 Ralf Müller (1956) führt den Betrieb in der fünften Generation.
Ca. 400 Instrumente wurden seit 1848 gebaut.

Speith-Orgeln spielen heute in Brasilien, China, Dänemark, Italien, Japan, Korea, Kanada, Niederlande, Portugal, Rumänien,